Bienchen und Blümchen - die Sache mit der Bestäubung

 


Die Interdependenz von Klimakrise und Bestäubersterben: Eine Systemanalyse ökologischer und sozioökonomischer Rückkopplungen

I. Einführung: Die Bestäubungskrise im Kontext des globalen Wandels

1.1. Die Bestäubungsleistung als fundamentaler Ökosystemservice

Die tierische Bestäubung stellt einen unverzichtbaren Ökosystemservice dar, der die Basis für die Reproduktion zahlreicher Wildpflanzen und die Erzeugung eines Großteils der menschlichen Nahrungsmittel bildet. Insekten, insbesondere Bienen (Honigbienen und Wildbienen), spielen hierbei die tragende Rolle. Die Quantifizierung dieses Dienstes unterstreicht seine makroökonomische Relevanz: Global wird der Wert der Bestäubungsarbeit von Tieren, primär Insekten, auf etwa 1 Billion US-Dollar pro Jahr geschätzt, was circa einem Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts entspricht. Allein für die jährliche landwirtschaftliche Produktion in der Europäischen Union wird der ungefähre Wert der Insektenbestäubung auf 15 Milliarden Euro beziffert. Dieser enorme ökonomische Wert verdeutlicht, dass die Krise der Bestäubergesundheit nicht nur eine ökologische Katastrophe darstellt, sondern eine unmittelbar drohende makroökonomische Krise für die globale Ernährungssicherheit.

Eine nähere Betrachtung der Effizienz zeigt, dass Wildbestäuber eine unverzichtbare Rolle in der Resilienz des Bestäubungssystems spielen. Beispielsweise wird die Leistung von 600 Mauerbienen benötigt, um einen Hektar Obstplantage zu bestäuben, während hierfür die Leistung von vier Honigbienenstaaten erforderlich wäre. Dies belegt die wesentlich höhere Effizienz vieler Wildbienenarten im Vergleich zur domestizierten Honigbiene (Apis mellifera). Der Schutz der Artenvielfalt von Wildbestäubern fungiert somit als notwendige ökologische Versicherung gegen den Ausfall oder die Instabilität der weltweit dominanten Honigbienenpopulation.

1.2. Multiple Stressoren und die Rolle des Klimawandels als Multiplikator

Der weltweite Rückgang der Bestäuberpopulationen wird durch eine komplexe Synergie mehrerer Stressfaktoren verursacht. Die primären Treiber des Bienensterbens sind seit Langem bekannt: der Verlust und die Fragmentierung von Lebensräumen, die intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden (insbesondere Neonikotinoide) sowie Parasiten und Pathogene. Die Klimakrise agiert in diesem Gefüge nicht als isolierter Treiber, sondern als vierter, verstärkender Faktor, der die Resilienz der Bestäuber gegenüber den bereits bestehenden Belastungen drastisch reduziert.

Studien deuten darauf hin, dass die Wechselwirkungen zwischen Habitatverlust und Klimawandel besonders gravierend sind. Insekten, die bereits ihres natürlichen Lebensraums beraubt wurden, sind in ihrer neuen Umgebung durch höhere Temperaturen noch stärker beeinträchtigt. Der Klimawandel verschärft die negativen Auswirkungen von Landnutzungsintensivierung und Habitatfragmentierung, indem er die ökologische Stressschwelle der Populationen senkt. Die Krise der Bestäubergesundheit ist somit als ein vielschichtiges Systemproblem zu verstehen, das eine integrierte Analyse erfordert.

1.3. Methodisches Vorgehen und Nexus-Ansatz

Die Analyse der komplexen Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Biodiversitätsverlust und Bestäuberkrise erfordert einen interdisziplinären Ansatz. Dieser Bericht verwendet den sogenannten Nexus-Ansatz, der die wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen den globalen Krisen – Klima, Biodiversität, Ernährung, Wasser und Gesundheit – in den Fokus rückt. Das Ziel ist die Identifizierung von Kausalketten und Rückkopplungseffekten, um strategische Lösungsansätze zu entwickeln, die alle Dimensionen des Problems adressieren. Eine höhere genetische, Arten- und Ökosystemvielfalt wird dabei als grundlegendes Element zur Reduzierung von Klimarisiken und zur Sicherung von Anpassungsoptionen betrachtet.

II. Einfluss der Klimakatastrophe auf Bienen und Bestäubungsverluste

Die globale Erwärmung und die Zunahme extremer Wetterereignisse beeinflussen Bienen und andere Bestäuber auf direkte physiologische und indirekte ökologische Weise.

2.1. Direkte physiologische Auswirkungen von Hitze und Trockenheit

Erhöhte Temperaturen stellen eine unmittelbare Bedrohung für die Physiologie und das Verhalten von Bienen dar. Während Bienen bei kälteren Temperaturen unter 12°C ihre Flugaktivität einstellen und bei 6°C bis 10°C eine Wintertraube bilden, um Wärme zu erzeugen , führt auch extreme Hitze zu erheblichen Problemen. Temperaturen über 35°C verursachen Hitzestress, Dehydrierung und eine drastisch reduzierte Sammelleistung, was die Effizienz der Bestäubung mindert.

Besonders signifikant sind die synergistischen Vulnerabilitäten, die in Regionen mit intensiver Landnutzung beobachtet werden. Eine Studie in Bayern untersuchte die Wechselwirkungen von höheren Temperaturen und intensiverer Landnutzung. Das Ergebnis zeigte, dass Bienenpopulationen, insbesondere in städtischen oder intensiv landwirtschaftlich genutzten Gebieten, stark litten. Die Population städtischer Bienen brach unter diesen Bedingungen um bis zu 65 Prozent ein. Im Gegensatz dazu konnten Bienenpopulationen in naturnahen Wäldern besser mit der Hitzebelastung zurechtkommen.

Dieser Befund impliziert, dass die Vulnerabilität der Bestäuber gegenüber dem Klimawandel primär durch die Qualität ihres Habitats bestimmt wird. Die Landnutzungsintensität und die Habitatfragmentierung schwächen die Tiere präventiv, sodass sie gegen Klimaextreme extrem anfällig werden. Darüber hinaus zeigten die Untersuchungen, dass nicht nur die heißen Tage, sondern auch überdurchschnittlich warme Nächte die Zahl und Vielfalt tagaktiver Bienen erheblich beeinträchtigten. Dies legt die Vermutung nahe, dass die Störung der nächtlichen Erholungs- und Ruhephasen einen kritischen, bisher unterschätzten Stressfaktor darstellt.

2.2. Indirekte Auswirkungen und Phänologisches Missverhältnis (Mismatch)

Die Erderwärmung führt zu einer Verschiebung der jahreszeitlichen Rhythmen (Phänologie). Die Blühtermine vieler Wildpflanzen setzen aufgrund der gestiegenen Temperaturen früher ein. Wenn die Blütezeit vor dem Ausfliegen der Bestäuber beginnt oder endet, entsteht ein phänologisches Missverhältnis (Mismatch).

Dieses zeitliche Auseinanderdriften trifft spezialisierte Wildbienenarten besonders hart. Einige Wildbienen nutzen im Extremfall nur Pollen und Nektar einer einzigen Pflanzenart. Wenn diese spezifischen Blüten absterben, bevor die hochspezialisierten Insekten ihre Aktivitätsperiode beginnen, verhungern die Insekten, und die Pflanze bleibt unbestäubt, wodurch die Reproduktion beider Arten gefährdet wird. Der Verlust der genetischen Vielfalt der Honigbienen wird ebenfalls als ein Problem betrachtet, da eine geringe Diversität die Anpassungsfähigkeit an lokale klimatische Bedingungen und Parasiten reduziert. Dies unterstreicht die Notwendigkeit des Schutzes einheimischer Bienenarten.

2.3. Einfluss von Klimaextremen, Dürre und Pathogen-Interaktion

Neben chronischer Erwärmung führen auch verstärkte Klimaextreme zu massiven Bestäubungsverlusten. Perioden extremer Nasskälte, starker Regen, Hagelgewitter und Überschwemmungen können den Bienenflug vollständig verhindern. Obwohl Obstbäume blühen, können die Bienen bei sehr nasskaltem Wetter nicht ausfliegen, um Nektar zu sammeln und die Blüten zu bestäuben. Dies führte beispielsweise in der Schweiz im Jahr 2021 zu einer sehr mageren Honig- und Obsternten (Kirschen, Zwetschgen), regional sogar zu Totalausfällen, sodass die Imker die Völker füttern mussten, um deren Überleben zu sichern.

Langanhaltende Dürreperioden wiederum reduzieren das Trachtangebot, da Pflanzen weniger Nektar und Pollen produzieren. Imker müssen ihre Fütterungsstrategien anpassen, um die Völkergesundheit zu gewährleisten.

Ein weiterer kritischer und oft übersehener Mechanismus ist die Interaktion zwischen Klima und Pathogenen. Es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Luftfeuchtigkeit und der Entwicklung der Varroa-Milbenpopulation. Wenn die Klimakrise zu häufigeren Perioden erhöhter Luftfeuchtigkeit und günstigen Temperaturen führt, wird die Reproduktion des Hauptschädlings der Honigbiene katalysiert. Die Klimakrise wirkt somit als indirekter Beschleuniger der größten biologischen Bedrohung für Honigbienen.

III. Folgen des Bestäubungsverlusts für Natur und Mensch

Der Verlust der Bestäubungsleistung zieht weitreichende kaskadierende Effekte nach sich, die sowohl die Stabilität der Ökosysteme als auch die fundamentale Ernährungssicherheit der Menschheit gefährden.

3.1. Ökologische Folgen: Verlust der Biodiversität und Ökosystemstabilität

Der Rückgang von Bienen und anderen Bestäubern bedroht direkt die sexuelle Reproduktion von bestäubungsabhängigen Pflanzenarten. Insbesondere hochspezialisierte Bestäuber, die für bestimmte Wildpflanzen essenziell sind, können deren Fortpflanzung verhindern, wenn sie ausbleiben. Beispiele hierfür sind bestimmte Wildvanillearten, deren Überleben durch den Klimawandel und den Verlust ihrer spezifischen Bestäuber gefährdet ist.

In Mitteleuropa ist die Ackerlandschaft besonders stark vom Artensterben betroffen. Der Mensch zerstört die natürlichen Lebensgrundlagen in einem alarmierenden Tempo, was dazu führt, dass zwei Drittel aller Arten in Europa bestandsgefährdet sind. In Deutschland stehen 70 Prozent der natürlichen Lebensräume auf der Roten Liste. Der Bestäuberrückgang ist ein zentraler Faktor in dieser ökologischen Destabilisierung. Da Insekten verschiedene trophische Ebenen im Nahrungsnetz besetzen, führt ihr Schwund zu Kaskadeneffekten, die auch Populationen von Säugetieren, Vögeln und Amphibien gefährden, die auf Insekten als Nahrungsquelle angewiesen sind.

Die Reduzierung der Artenvielfalt, verursacht durch Bestäubungsverluste, schwächt die Resilienz der gesamten Ökosysteme. Eine höhere Vielfalt ist entscheidend, um das Risiko unvorhersehbarer Klimaveränderungen zu mindern und natürliche Anpassungsoptionen offenzuhalten. Der Verlust der Bestäuber reduziert demnach die Fähigkeit der Natur, sich selbst gegen die zunehmenden Klimaherausforderungen zu stabilisieren.

3.2. Sozioökonomische Folgen: Ernährungssicherheit und Wirtschaft

Die Landwirtschaft ist unmittelbar von der Verfügbarkeit von Bestäubern abhängig. In den USA beispielsweise erfordern mehr als 90 Spezialkulturen tierische Bestäubung. Trotz der Vielfalt an Wildbestäubern stützt sich die amerikanische Landwirtschaft überwiegend auf eine einzige Art, Apis mellifera, was die Lebensmittelproduktion extrem anfällig macht. Die kombinierten Leistungen von Wild- und Honigbienen erhöhen den Ertragswert von Nutzpflanzen in den USA jährlich um geschätzte 15 Milliarden US-Dollar.

Ein eklatantes Beispiel für die unmittelbaren Folgen ist die Auswirkung von schlechtem Wetter: Die nasskalte Witterung in der Schweiz im Jahr 2021 verhinderte den Bienenflug und resultierte in einer extrem dürftigen Kirschen- und Zwetschgenernte, zusätzlich zur mageren Honigernte.

Die globale landwirtschaftliche Vulnerabilität verschärft sich im Kontext des Klimawandels zusätzlich. Steigende Temperaturen erfordern die Züchtung neuer, klimaresilienter Sorten für Hauptnahrungsmittel. Simulationen zeigen, dass bei einer starken Erwärmung (zwischen 1,4°C und 3,9°C Anstieg) bis zu 40 Prozent der globalen Anbaufläche neue Pflanzensorten benötigen, deren Eigenschaften teilweise heute noch nicht existieren. Bestäubungsverluste erhöhen diese Vulnerabilität in zweifacher Hinsicht: Erstens bedrohen sie unmittelbar die Erträge bestäubungsabhängiger Kulturen (Obst, Gemüse), die für eine gesunde menschliche Ernährung essenziell sind (Qualitätsverlust der Nahrungsmittel). Zweitens erschwert eine geringere Bestäubungsrate und damit eine reduzierte Samenproduktion die genetische Basis für Züchtungsprogramme, die zur Entwicklung der dringend benötigten klimaresilienten Nutzpflanzen beitragen sollen. Dies stellt eine kritische, agrarwirtschaftliche Rückkopplung dar.

IV. Die Rückkopplung: Einfluss von Bestäubungsverlusten auf Klima und Erderwärmung

Die Analyse der Kausalketten ist unvollständig ohne die Berücksichtigung der Frage, ob das Bienensterben seinerseits Einfluss auf das globale Klima und die Erderwärmung nehmen kann. Die wissenschaftliche Evidenz deutet auf einen positiven Rückkopplungseffekt hin, der über die Störung des terrestrischen Kohlenstoffkreislaufs vermittelt wird.

4.1. Mechanistische Verbindung: Bestäuber, Pflanzenvielfalt und Kohlenstoffkreislauf

Die Rolle der Bestäuber ist essenziell für die Erhaltung der pflanzlichen Biomasse und der Ökosystemfunktionalität. Eine erfolgreiche Bestäubung sichert die Samenproduktion und damit die Reproduktion, Verbreitung und genetische Erneuerung bestäubungsabhängiger Pflanzen. Dies ist die Grundvoraussetzung für die Erhaltung der Pflanzenvielfalt in einem Ökosystem.

Aktuelle Forschungsergebnisse belegen eine direkte Verbindung zwischen Pflanzenvielfalt und der Fähigkeit des Bodens zur Kohlenstoffspeicherung: Böden mit höherer Pflanzenvielfalt speichern signifikant mehr Kohlenstoff.

Die kausale Kette des Rückkopplungsmechanismus lässt sich wie folgt beschreiben: Der Rückgang von Bestäubern führt zu einer verringerten Reproduktion und einer daraus resultierenden Abnahme der Pflanzenvielfalt. Diese reduzierte Diversität mindert die Fähigkeit des Ökosystems, Kohlenstoff effizient und langfristig zu binden. Somit gefährdet der Bestäuberverlust die Funktionalität der terrestrischen Kohlenstoffsenke.

4.2. Der Positive Feedback-Loop (Biodiversitätsverlust → CO2-Freisetzung)

Funktionierende Ökosysteme, wie Wälder und Moore, sind natürliche Kohlenstoffsenken. Werden diese Systeme gestört, beispielsweise durch Dürren oder menschliche Eingriffe (wie Entwässerung), setzen sie das gespeicherte CO₂ wieder in die Atmosphäre frei. Der Verlust von Bestäubern bewirkt zwar keine direkte CO₂-Freisetzung wie die Waldrodung, führt aber zu einem funktionellen Verlust der Fähigkeit des Ökosystems, als Klimastabilisator zu dienen.

Ein durch Bestäuberverlust verarmtes, homogeneres Ökosystem bindet weniger Kohlenstoff und ist fragiler gegenüber Umweltstress. Die reduzierte Kohlenstoffbindungskapazität der Biosphäre bedeutet, dass ein höherer Anteil der vom Menschen emittierten Treibhausgase in der Atmosphäre verbleibt. Dies führt zu einer Selbstverstärkung der globalen Erwärmung – ein positiver Rückkopplungseffekt.

Obwohl dieser Biodiversitäts-Feedback-Loop wahrscheinlich nicht die Größenordnung der Eis-Albedo- oder der Wasserdampf-Rückkopplung erreicht , ist seine Existenz von fundamentaler Bedeutung. Er beweist, dass der Schutz der biologischen Vielfalt (und der Bestäuber) nicht nur eine Folge von Klimaschutzbemühungen ist, sondern ein aktiver Bestandteil der Klimastabilisierung. Maßnahmen zum Schutz der Bestäuber stellen demnach einen effektiven Weg dar, die natürlichen Kohlenstoffsenken zu erhalten und zu stärken, um die Erderwärmung indirekt zu bremsen.

V. Synthese, Zusammenfassung und Strategische Empfehlungen

5.1. Die Multiplikative Krise: Synergien und Rückkopplungen

Die vorliegende Analyse etabliert eine klare, multiplikative Kette von Ursachen und Wirkungen: Die Klimakrise und die Erderwärmung verstärken den Bestäuberverlust durch eine Kombination aus direktem Hitzestress, der Schwächung der Völker gegenüber Pathogenen (wie Varroa durch erhöhte Luftfeuchtigkeit) , und der Störung ökologischer Timings (phänologisches Missverhältnis). Die Vulnerabilität gegenüber diesen klimatischen Einflüssen wird maßgeblich durch die Qualität des Habitats und die Intensität der Landnutzung bestimmt; Bienen in naturnahen Lebensräumen zeigen eine höhere Resilienz.

Die unmittelbaren Folgen dieses Verlusts sind gravierende Ertragsausfälle in der Landwirtschaft (1 Billion USD globaler Wert) und eine Destabilisierung der natürlichen Ökosysteme. Der Verlust der Bestäuber bedroht die globale Ernährungssicherheit und die Fähigkeit der Agrarwirtschaft, sich durch Züchtung an höhere Temperaturen anzupassen.

Darüber hinaus schließt sich der Kreis zu einem positiven Feedback-Loop: Der Verlust an Bestäubern führt zu einer Reduktion der Pflanzenvielfalt und somit zu einer verminderten Kohlenstoffspeicherung in den Böden. Dadurch wird die Fähigkeit der terrestrischen Biosphäre, als Kohlenstoffsenke zu fungieren, geschwächt, was die globale Erwärmung aktiv beschleunigt. Die Bestäuberkrise ist demnach nicht nur eine Folge, sondern ein integraler Beschleuniger der Klimakrise.

5.2. Strategische Lösungsansätze und Handlungsempfehlungen

Angesichts der komplexen Interdependenzen erfordert die Bewältigung dieser multiplen Krisen integrierte Lösungen, die über die reine Emissionsreduktion hinausgehen:

Priorisierung des Habitat- und Artenschutzes zur Steigerung der Resilienz: Die wichtigste Anpassungsstrategie gegen Hitzestress und Klimaextreme ist die Verbesserung der Lebensraumqualität. Dies beinhaltet die Förderung strukturreicher Landschaften, die Anlage von Wildbienenweiden mit einheimischen Kräutern und die Bereitstellung von Nistgelegenheiten, insbesondere in Agrarlandschaften. Die Resilienz der Bestäuber ist direkt proportional zur Naturnähe ihrer Habitate.

Konsequente Reduktion chemischer Stressoren: Die bestehenden Pestizidbelastungen (z. B. Neonicotinoide) müssen durch strenge EU-Verordnungen wirksam begrenzt werden. Diese Schutzmaßnahmen müssen auf Wildbestäuber ausgeweitet werden, da diese für die Sicherung der Bestäubungsleistungen entscheidend sind. Kombinationen von Pestiziden stellen eine besondere Gefahr dar und müssen wissenschaftlich untersucht und reguliert werden.

Förderung genetischer Vielfalt und lokaler Anpassung: Um die Anpassungsfähigkeit der Honigbienen an lokale klimatische Bedingungen und Parasiten zu erhöhen, sollte der Export von Honigbienen aus Deutschland in andere Regionen unterbunden und die genetische Vielfalt der einheimischen Honigbienenarten gefördert werden. Imker müssen ihre Fütterungsstrategien an das durch den Klimawandel veränderte Trachtangebot anpassen.

Implementierung des Integrativen Nexus-Ansatzes: Politische Entscheidungsträger müssen die Krisen von Biodiversität, Wasser, Ernährung und Klima im Zusammenhang lösen (IPBES Nexus-Bericht). Der Schutz von Bestäubern und die Erhaltung der Pflanzenvielfalt sind als kritische Maßnahmen zur Stärkung der natürlichen Kohlenstoffsenken zu betrachten.

5.3. Schlussfolgerung

Die globale Erwärmung ist ein wesentlicher Multiplikator für das Bienensterben und die Bestäubungsverluste, indem sie physiologischen Stress erhöht, phänologische Konflikte schafft und die Anfälligkeit gegenüber Pathogenen verstärkt. Die daraus resultierenden Bestäubungsverluste bedrohen nicht nur die ökonomische Stabilität der Landwirtschaft, sondern untergraben durch die Reduktion der Pflanzenvielfalt aktiv die Fähigkeit terrestrischer Ökosysteme, Kohlenstoff zu binden. Somit sind Bestäubungsverluste nicht nur eine Folge der Klimakrise, sondern ein Element, das zur positiven Rückkopplung und zur Beschleunigung der Erderwärmung beiträgt. Effektive Klimaschutzstrategien müssen den Schutz der Bestäuberpopulationen und die Wiederherstellung ihrer Lebensräume als unverzichtbaren Bestandteil der globalen Klimaregulierung anerkennen.

Nachbemerkung:

Diese Arbeit beruht auf dem Posting 'Die 40 wichtigsten Auswirkungen des Klimawandels' von Professor Eliot Jacobson (https://bsky.app/profile/climatecasino.net), für dessen unermüdliche Vorarbeit ich mich hiermit sehr herzlich bedanken möchte. 

https://climatecasino.net/2021/10/top-40-impacts-of-climate-change/

Quellenangaben

1. Report: Bye, bye, Biene | Greenpeace, https://www.greenpeace.de/publikationen/20130408-bye-bye-biene-report_0_0.pdf 

2. Reversing Pollinator Decline is Key to Feeding the Future - USDA, https://www.usda.gov/about-usda/news/blog/reversing-pollinator-decline-key-feeding-future 

3. Bestäubung durch Insekten: Ökonomischer Nutzen vermutlich weit höher als angenommen, https://idw-online.de/de/news757913 

4. Immer weniger Bienen, immer weniger Bestäuber: Was steckt dahinter? | Themen | Europäisches Parlament, https://www.europarl.europa.eu/topics/de/article/20191129STO67758/immer-weniger-bienen-immer-weniger-bestauber-was-steckt-dahinter 

5. Wildbienen: Verlierer des Klimawandels? - WWF Deutschland, https://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/wildbienen-verlierer-des-klimawandels 

6. Bienensterben durch Pestizide: Neonikotinoide töten die Bestäuber, https://www.bund.net/umweltgifte/pestizide/bienen-und-pestizide/ 

7. Threats to Pollinators, https://www.pollinator.org/threats 

8. Bienensterben: Wie Kombinationen von Pestiziden zur Gefahr werden - Uni Würzburg, https://www.uni-wuerzburg.de/aktuelles/pressemitteilungen/single/news/pestizid-kombi-bienensterben/ 

9. Hitze und Landnutzung: Bienen leiden besonders - Universität Würzburg, https://www.med.uni-wuerzburg.de/en/ccc/aktuelles/single/news/bees-heat-land-use/ 

10. IPBES Nexus-Bericht: Wie die Krisen von Biodiversität, Wasser, Ernährung, Gesundheit und Klima im Zusammenhang gelöst werden können - Celsius - der Blog von Scientists for Future Österreich, https://www.scientists4future.at/2025/01/07/ipbes-nexus-bericht-wie-die-krisen-von-biodiversitaet-wasser-ernaehrung-gesundheit-und-klima-im-zusammenhang-geloest-werden-koennen/ 

11. Biodiversität und Klimawandel, https://www.ufz.de/export/data/2/254782_Workshop-Bericht_FINAL_1.pdf 

12. Temperaturunterschiede: Einfluss auf die Aktivität der Bienen - Bienen-Gesundheit, https://www.bienen-gesundheit.com/temperaturunterschiede-einfluss-auf-die-aktivitaet-der-bienen/ 

13. Interaktion von pflanze und bestäuber bei hohen temperaturen - Koppert, https://www.koppert.com/content/global/docs/Pollination_White_paper/Pollination_white_paper_High_Temperatures_DE_-_Koppert.pdf 

14. BD-I-1: Phänologische Veränderungen bei Wildpflanzenarten - Umweltbundesamt, https://www.umweltbundesamt.de/monitoring-zur-das/handlungsfelder/biologische-vielfalt/bd-i-1/indikator 

15. Was macht der Klimawandel mit den Bienen? — Presseportal, https://www.hu-berlin.de/de/pr/nachrichten/august-2021/nr-21824-1 

16. Threats to pollinators | U.S. Fish & Wildlife Service, https://www.fws.gov/initiative/pollinators/threats 

17. Das Wildbienensterben stoppen: Unter welchen Bedingungen kehren die Bestäuber zurück? - Nachrichten aus der Wissenschaft » idw, https://nachrichten.idw-online.de/2017/07/03/das-wildbienensterben-stoppen-unter-welchen-bedingungen-kehren-die-bestaeuber-zurueck 

18. Magere Honigernte wegen schlechten Wetters; nur das Tessin blieb ..., https://bienen.ch/magere-honigernte-wegen-schlechten-wetters-nur-das-tessin-blieb-verschont/ 

19. Herausforderungen der Klimakrise für die Bienenhaltung - Ökolandbau.de, https://www.oekolandbau.de/bio-in-der-praxis/oekologische-landwirtschaft/oekologische-tierhaltung/oekologische-bienenhaltung/herausforderungen-der-klimakrise-fuer-die-bienenhaltung/ 

20. Regulation von Temperatur und Luftfeuchtigkeit durch die Honigbienen und ihr Einfluss auf Gesundheit und Varroaresistenz - Bienen-Dialoge, https://bienen-dialoge.de/regulation-von-temperatur-und-luftfeuchtigkeit-und-einfluss-auf-gesundheit-und-varroaresistenz/ 

21. Wilde Vanille gerät durch Klimawandel in Gefahr - DER SPIEGEL, https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/wilde-vanille-geraet-durch-klimawandel-in-gefahr-a-ea0172b7-4198-4e67-a325-6b24094adaca 

22. Pestizide gefährden die biologische Vielfalt, https://www.bund.net/umweltgifte/gefahren-fuer-die-natur/ 

23. Studie: Klimawandel macht neue Nutzpflanzen-Sorten notwendig - APA-Science, https://science.apa.at/power-search/11092736009250301345 

24. CO2 reduzieren durch Bienen - Business Biene, https://business-biene.de/co2-reduzieren-durch-bienen/ 

25. Mit Pflanzenvielfalt speichern Böden mehr Kohlenstoff - UZH News - Universität Zürich, https://www.news.uzh.ch/de/articles/media/2024/Boeden.html 

26. Klima-Rückkopplung: Warum sich der Klimawandel selbst beschleunigt - Initiative Frosch, https://initiative-frosch.de/klima-rueckkopplung-warum-sich-der-klimawandel-selbst-beschleunigt/ 

27. Treibhaus-Teufelskreis: Klima-Rückkopplung kleiner als befürchtet - DER SPIEGEL, https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/treibhaus-teufelskreis-klima-rueckkopplung-kleiner-als-befuerchtet-a-674457.html 

28. Positive Rückkopplungen - Informationsportal Klimawandel, https://klimaportal.geosphere.at/informationsportal-klimawandel/positive_rueckkopplungen.html 

29. BestäuBer: unverzichtBare helfer für weltweite ernährungssicherheit und staBile Ökosysteme - IPBES, https://www.de-ipbes.de/files/Bestaeuber-Broschuere_ipbes_KS.pdf









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