Klimasensitivität: Ich war zu optimistisch. Und das sagt alles.

Ich habe es gewusst. Ich hätte es wissen müssen. Und doch war ich zu optimistisch.

Ich habe mich mit Klimamodellen beschäftigt, mit IPCC-Berichten, mit Kipppunkten, Rückkopplungen, Worst-Case-Szenarien. Ich habe die Daten gesehen, die Satellitenmessungen, die Eisschmelze, die atmosphärische CO₂-Konzentration. Ich habe Berichte über Waldbrände, Überflutungen und Extremhitze geteilt. Und trotzdem... habe ich unterschätzt, wie sehr wir am Abgrund stehen. Nein – wie sehr wir schon gefallen sind.

Der aktuelle Artikel über die Klimasensitivität hat das in mir endgültig zementiert:

Die Modelle, die eine „mildere“ Klimaerwärmung prognostizierten, sind mit der Realität nicht vereinbar. Satelliten wie CERES messen den Energiehaushalt der Erde seit über 20 Jahren. Und was sie zeigen: Die Erde schluckt immer mehr Energie – schneller, als es Modelle mit niedriger Klimasensitivität je vorhergesehen haben.


Kurz:

Wir heizen uns schneller auf, als viele noch hoffen.

3 Grad oder mehr bei CO₂-Verdopplung sind wahrscheinlich.

Und wir sind auf dem besten Weg dorthin. 

Die bittere Konsequenz: Unsere Zukunft ist heiß, hart – und ziemlich sicher nicht gerecht.


Bis 2050: +2,5 Grad? Realistisch.

Bis 2100: +3 bis 4,5 Grad? Wahrscheinlich.

Und das ist nicht „nur ein bisschen mehr Wetterchaos“.

Das ist ein vollständiger Umbau unserer Lebensgrundlagen – oft mit dem Vorschlaghammer.


Was bedeutet das konkret?

Millionen werden ihre Heimat verlieren – nicht irgendwann, sondern in den nächsten 10–30 Jahren.

Landwirtschaft wird kollabieren, dort wo sie heute am nötigsten ist.

Die „Klimamigration“, über die wir heute nur am Rand sprechen, wird zur neuen Normalität.

Staaten werden an inneren Krisen zerbrechen, an Wassermangel, Ernteausfällen, Massenflucht.

Und wir? Werden versuchen, in Inseln des (vermeintlichen) Schutzes zu überleben, mit Mauern aus Beton und Ideologie.

Und doch... war ich zu optimistisch.

Ich habe gehofft, dass vielleicht... vielleicht... eine langsame Transformation möglich ist. Dass Vernunft obsiegt. Dass uns die Katastrophen früh genug aufwecken. Aber je mehr Daten ich sehe, desto klarer wird:

Die Katastrophen sind längst da.

Und wir reagieren nicht mit Wandel, sondern mit Ablenkung.

Die Vorstellung, dass wir uns „noch retten“ können, ist Teil des Problems. Sie lähmt. Sie erlaubt Stillstand.

Was wir wirklich brauchen, ist kein Hoffnungsmärchen. Wir brauchen radikale Ehrlichkeit.

Also was jetzt? Kapitulieren?

Nein. Aber aufhören, so zu tun, als würden wir das noch „lösen“.

Denn diese Sprache blendet aus, dass das Zeitalter der Lösungen längst vorbei ist.

Was kommt, ist ein Zeitalter der Verluste, der Verantwortung, der Verteidigung des Menschlichen.

Wir stehen vor der Entscheidung:

Zynisch untergehen oder bewusst standhalten.

Für andere. Für die, die kommen. Nicht, weil wir glauben, es wird gut – sondern weil es richtig ist.

Ich weiß jetzt, wie hoch der Preis sein wird.

Ich war zu optimistisch.

 Und ich schweige nicht.

https://phys.org/news/2025-06-climate-sensitivity-greenhouse-gases-align.html







Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Des sauren Regens zweiter Frühling

Die Große Anpassung

Kopf in den Sand? Der unbequeme Blick auf Nord- und Ostsee.