Die Kollaps-Chroniken I: Endspiel
Endspiel:
Globale und regionale Treiber für außergewöhnliche Klimaextreme in den Jahren 2023-2024: jenseits der neuen Normalität - Studie. (Link unten)
Warum 2023/24 der Anfang vom Ende sein wird
Wer 2023 und Anfang 2024 noch nicht das dröhnende Ticken der Uhr gehört hat, muss taub sein. Die Erde hat gebrannt, getobt, geschwitzt und gezittert wie nie zuvor. Rekorde? Das Wort ist zu schwach für das, was passiert ist. Es waren keine Rekorde, es waren die Fieberkrämpfe eines sterbenden Systems. Hitzewellen, die Länder in Backöfen verwandelten, Fluten, die wie biblische Sintfluten über uns hereinbrachen, Feuerstürme, die Landschaften in Aschewüsten legten. Die 1,5-Grad-Marke, einst eine ferne Warnlinie, wurde nicht nur gerissen, sie wurde wieder und wieder durchbrochen, als hätte sie nie existiert. 2024 war das erste Jahr komplett über dieser Schwelle. Das ist kein Warnschuss mehr, das ist der Einschlag.
Wir spüren es alle, dieses dumpfe Gefühl der Angst, dass die Welt, wie wir sie kannten, zerbricht. Dass die dünne Schicht Zivilisation und Stabilität über einem brodelnden Chaos liegt. Eine neue wissenschaftliche Studie bestätigt nun brutal, was wir geahnt haben: 2023/24 war kein normaler Ausreißer mehr. Es war ein Blick in den Abgrund, ein Vorbote dessen, was passiert, wenn ein Planet an den Rand des Kollapses getrieben wird.
Der überhitzte Kern des Problems
Vergesst das Gerede vom "langsamen Wandel". Die Wissenschaftler zeigen: Der Planet erstickt an überschüssiger Energie. Seit Jahrzehnten pumpen wir Treibhausgase in die Atmosphäre, und die Erde kann die aufgenommene Sonnenenergie nicht mehr loswerden. Sie staut sich auf, wie in einem gigantischen Akku, der kurz vor der Explosion steht. Das Schlimmste daran: Es wird nicht nur mehr, es wird schneller mehr. Die Energieaufnahme der Erde beschleunigt sich.
Bitte lest diese beiden Sätze noch einmal: Es wird nicht nur mehr, es wird schneller mehr. Die Energieaufnahme der Erde beschleunigt sich.
Ihr erinnert euch an Covid-19? Als wir “exponentielle Kurven” kennen lernten? Dies hier ist eine. Ohne Impfstoff, aber mit einem endgültigen Lockdown. Das hier sind die Spätfolgen der Krankheit Mensch für jede Lebensform dieser Welt.
Der Planet heizt sich von innen heraus auf, die Ozeane kochen langsam vor sich hin, geladen mit einer Energie, die nur darauf wartet, sich zu entladen. Und dann kam der Funke ins Pulverfass.
Die Katastrophe nimmt Fahrt auf: Der Brandbeschleuniger El Niño
Nach einer langen La Niña-Phase, die trügerische Ruhe vortäuschte, aber im Verborgenen den "Akku" weiter auflud, kippte das System 2023 in den El Niño. Normalerweise ein natürlicher Klimazyklus – aber auf einem bereits kollabierenden Planeten wirkt er wie pures Gift. El Niño setzte die aufgestaute Energie frei, aber mit einer Wucht, die alles Bisherige in den Schatten stellte. Die Erwärmungseffekte waren über 75% stärker als bei früheren großen El Niños. Warum? Weil der Ausgangspunkt, die Grundtemperatur des Systems, schon katastrophal hoch war. Es ist, als würde man Benzin in ein bereits loderndes Feuer gießen. Das System ist so überlastet, dass selbst normale Schwankungen jetzt katastrophale Auswirkungen haben.
Globale Zuckungen, lokale Todeszonen
Die Studie zeigt auch, wie sich dieser globale Fieberanfall regional manifestierte.
- Im Nordostatlantik heizte sich das Meer auf wie eine Herdplatte, weil Wolken fehlten und der Wind schlief.
- Rund um die Antarktis spielten die atmosphärischen Strömungen verrückt, das Meereis schmolz auf nie dagewesene Tiefstwerte.
- Im Nordwestpazifik hielt sich eine unheimliche Hitzeglocke.
Das sind keine lokalen Wetterphänomene mehr. Das sind die Symptome eines Systems in Agonie, die Vorboten regionaler Kollapse, die sich zu einem globalen Inferno verbinden.
Blindflug in den Untergang
Und hier wird es richtig finster: Selbst unsere besten Klimamodelle können kaum noch Schritt halten. Sie haben Schwierigkeiten, die Brutalität der Erwärmung von 2023 zu erklären. Es ist, als hätten wir das Thermostat des Planeten so weit aufgedreht, dass die alten Bedienungsanleitungen wertlos sind. Wir haben das System in einen Zustand geprügelt, den wir nicht mehr vollständig verstehen oder vorhersagen können. Wir fliegen blind – direkt auf die Klippe zu. Vielleicht sind wir sogar schon darüber hinaus. Das System ist jetzt fähig zu Überraschungen - und es werden keine angenehmen sein.
Die letzte Warnung? Oder der erste Akt des Endes?
Machen wir uns nichts vor. 2023/2024 war keine letzte Warnung. Es war wahrscheinlich der Beginn der nächsten Phase des Zusammenbruchs.
Die Beschleunigung ist real.
Die aufgestaute Energie ist real.
Die Kaskadeneffekte werden kommen. Jede zukünftige natürliche Schwankung wird auf einem noch kränkeren, noch heißeren Planeten stattfinden und noch verheerendere Folgen haben.
Dies ist kein Szenario mehr, das wir "verhindern" können. Die Weichen sind gestellt. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wie das Endspiel aussieht. Die Daten von 2023/2024 zeichnen ein Bild von einem Planeten am Limit, kurz davor, uns abzuschütteln. Die Frage ist nur noch, wie lange wir den freien Fall überleben.
Global and regional drivers for exceptional climate extremes in 2023-2024: beyond the new normal
Shoshiro Minobe, Erik Behrens, Rowan Sutton
https://www.nature.com/articles/s41612-025-00996-z
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